Ich
habe schon sehr erfahrungsreiche und wechselseitige Jahre gelebt. Aber in all
dieser Zeit ist meine kreative Seite immer wieder neu gefordert und gefördert
worden. Schon als Kind habe ich gemalt und gebastelt, für meine Geschwister
Kasperlepuppen selbst entworfen und gefertigt, sogar die gespielten Stücke (
mit den verschiedenen Stimmen) stammten aus meiner Feder ! Allerdings sind
meine ersten Topflappen nie fertig geworden, und auch mein erstes Gestricktes –
ich glaube es sollten Socken werden - war auch eine Katastrophe. Und das bei
einer Oma, die aus der Fallschirmseide ( mein Opa war im Krieg Springer)
Unterwäsche gestrickt hat...
Wie
auch immer, in den 70er lebten wir durch meines Vaters Arbeit in Indien und
diese Zeit hat mein Farbempfinden sicher ganz entscheidend geprägt. Später,
zurück in Deutschland, habe ich alle Kunstkurse, die meine Schule auch
nachmittags anbot, belegt, von Linolschnitt über Batik und natürlich die
traditionellen Handarbeiten.
Studieren
wollte ich Jura, und nur zum Vergnügen Ethnologie. Es ist wie so oft in meinem
Leben nichts daraus geworden. Ich habe eine nüchterne kaufmännische Ausbildung
gemacht und überhaupt habe ich mich erst mal ausgetobt...ich wollte nichts
verpassen... nichts versäumen...eine tolle, wenn auch harte Zeit.
Selbstverwirklichung und Selbstfindung war in aller Munde. Eine Lehre im
Kannenbäckerland habe ich leider auch
nicht antreten können.
Ich
bin Mutter von inzwischen erwachsenen Kindern. In dieser Zeit lebten und
blühten meine kreativen Fähigkeiten erneut auf; Bastelstunden im Kindergarten
und in der Schule, ich fing wieder an, meine Garderobe teilweise zu nähen, zu
besticken, und meine gestrickten Pullover wollten Passanten vom Fleck weg
kaufen...was war ich stolz! Und ich sehe noch heute meinen Sohn vor mir, wie er
mir beim Besticken einer Weste half, mir eine Perle und Paillette nach der
anderen reichte...Ich habe nochmals versucht, beruflich auf der künstlerischen
Ebene Fuß zu fassen, aber es gab Altersbeschränkungen und das war es dann.
Über
all diese Jahre hat sich natürlich viel Material angesammelt, gefundene Knöpfe
mit eigener Geschichte, von den Kindern gesammelte Muscheln und Steine, Wolle,
Perlen Filz, und nicht zuletzt viele, viele Bücher und Vorlagen, Hefte und
Vieles mehr, sogar eine Industrienähmaschine, auf der ich Leder nähen konnte.
Man kann sagen, ich hatte ein richtiges kleines aber feines Lager voller
Schätze.
Ja,
alles war gut, ja, bis zu dem Tag, an dem ein Kabelbrand meine Wohnung in
kürzester Zeit mit allem Drum und Dran buchstäblich in Schutt und Asche legte.
Und der Schmerz über den Verlust von Unwiederbringbarem, für immer Verlorenem
machte mir klar, was letztendlich wahrhaftig bleibt: der Besitz unserer
Erinnerungen.
Nun
denn, meine Depressionen sind verschwunden ( ich war unversichert und ohne
finanzielle Rücklage). Liebte ich bis dahin meinen Mann, so weiß ich ihn jetzt
erst richtig zu würdigen. Jeder Augenblick ist kostbar. Es hat sich inzwischen
wieder Kitsch angesammelt, und mein Materiallager füllt sich beinahe Tag für
Tag. Und so fange ich wieder an zu werkeln, nur dieses Mal mit dem Ziel, meine
Werke zu verkaufen und auch anderen Menschen eine Freude zu machen. Ich häkel
und fädel schöne Glasperlenketten, fertige demnächst Perlenwebbilder nach schon
vorhandenen Aufträgen und das Internet bietet eine gute Plattform.
Ich
lasse mir auch in Zukunft das ein oder andere Neue einfallen und ich kann mir
nicht vorstellen, dass mir der Spaß an diesen Arbeiten je verloren geht. Und
wer weiß, vielleicht werde ich eines Tages doch noch Oma und dann schließt sich
der Kreislauf aus Söckchen und Mützchen stricken, Lieder singen,
Kastanienmännchen basteln, Karnevalkostüme nähen und was alles noch so
gebraucht und gewollt wird.
Noch
eines zu meinem eBay Namen: ich habe immer Spitznamen gehabt, die in
irgendeiner Form auf meine nicht vorhandene körperliche Größe anspielten, und
shorty_der_zwerg ist mir der liebste von allen.